ulrich berghäuser

Downhill & Marathon

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bericht 28. Frankfurt Marathon 26.10.2009

 ...unn abb in die gudd stubb !

Nie mehr Festhalle ! Das stand für mich fest. Nach dem abschlusskonzert von David Bowie in den neunzigern war der entschluss gefasst. Jahrhunderthalle, Alte Oper, ja , da kann man konzerte geniessen, aber in der Gudd Stubb hat es leider noch kein tontechniker geschafft die akustik zu bändigen. Dass ich dann doch noch mal in die heiligen frankfurter festhallen einlaufen würde konnte ich damals noch nicht ahnen. Zum einen war ich damals noch kein läufer, und selbst wenn, so endete der frankfurt marathon damals sowieso in Hoechst und erst später dann vor der Messe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Eigentlich laufe ich ja nirgends zweimal sondern versuche immer einen anderen veranstaltungsort für meinen langen wettkampf zu finden. Mainz, als heimstrecke vor der haustür war bisher die ausnahme. Allerdings lief ich meinen zweiten 42er ebenfalls am Main, damals aber noch auf einer anderen strecke. Und ich muss sagen, er hat sich gemausert. Sowohl die zeiten der  top läufer als auch die teilnehmerzahlen können sich sehen lassen. Mit 2:06:14 für den Kenianer Kirwa (übrigens neuer strecken rekord)  und  9.499 finishern in der ergebnisliste (12614 marathon läufer laut frankfurter rundschau) ist nach Berlin ( 2:05 /  30.182 ) Hamburg  ( 2:11 / 13.943 ) und Köln (  2:08 / 10.273)  platz 4 in deutschland erobert. Der äusserst interessanten München Marathon (2:28 / 5399) wird von Francoforte deutlich überflügent – und der bietet unter anderem das unvergleichliche erlebnis olympiastadion.

Warum Frankfurt so interessant ist ? Nun, einmal wegen des späten termins. Ist bei jemandem der herbstmarathon ins wasser gefallen z.b. wegen krankheit, so drängt sich das letzte grosse rennen in republik förmlich auf. Und wer es lieber kühl mag statt sommerlich, der ist mit dem mainhatten termin ende Oktober eh gut bedient.
Schon bei der anreise zur bankenstadt wird klar- hier läuft alles bestens und die umstellung auf winterzeit schenkt uns sogar noch eine stunde.  Mit dem Auto ins parkhaus, dem bus zum messegelände, und schon ist man am start. Ein blick hinein wo ich später einlaufen werde – sieht grossartig aus! Da ich nicht so der massenmensch bin ziehe ich mich mit meiner frau und betreuerin in die Friedrich Ebert anlagen auf der anderen seite der allee zurück.  Hier laufen sich die profis warm, in einer geschwindigkeit die ich in diesem leben ganz sicher nicht mehr erreichen werde. Schön zu sehen, dass diese stars ihrem menschlichen bedürfnis in der gleichen art nachkommen wie ich, auch wenn sich die wenigen anwohner sicher nicht darüber freuen werden.
Ich steige in meinen startblock, der hier nach sponsoren benannt ist, und über mir droht der man mit dem hammer, der mir hoffentlich nicht begegnen wird. Auch gestartet wird ganz gesittet und stressfrei en block. Die ersten 10 km geht’s sehr grossspurig durch die stadt. Der asphalt ist feucht und erstaunlich schmierig, aber der nebel wird schon von der sonne aufgefressen - ach ist das schön so im gleisenden herbstlicht dahin zu laufen.

                             

Etwas enger wird es  erst ab km 10, hinter der alten oper, aber das stört meinen rythmus eigentlich nicht. Ich fühl mich bestens, mein schnitt liegt konstant bei 4:55min/km und das sollte sich auch bis zur halbmarathon marke nicht ändern. Nachdem der Main überquert ist geht’s nach Hoechst hinein, dem geburtsort des frankfurt marathons. Dann, wenn alle reserven aufgebraucht sind,  biegt man dummer weise auf die Mainzer Landstrasse, das ödeste was die hessische metropole zu bieten hat. Hier, bei km 29, holen mich die 3:30 zeitmacher ein, ich verpasse die wasser station und erwische dummer weise irgend so ein power getränk. Mein magen rebelliert prompt ob der ungewohnten nahrung bei dieser belastung – ich könnt kotzen! Zudem scheint hier die sonne voll aus dem zenit. Auch wenn das thermometer nur 17°C anzeigt, hier und jetzt sind es gefühlt deutlich mehr, was ich garnicht vertragen kann. Glücklicherweise  schwenkt die strecke bald in ein wohngebiet, um die Mainzer  zu meiden. Wer allerdings  meint mit dem erreichen der wolkenkratzer das ziel erreicht zu haben, der wird enttäuscht. Ab km 36 geht’s kreuz und quer durch die innenstadt. Obwohl ich behaupten kann das ich die metropole einiger masen kenne, weiss ich doch nicht wo ich nun gerade lang laufe, und ob die läufer auf der anderen strassenseite nun vor oder etwa hinter mir sind. Das einzige was ich weiss ist, dass es hier in den häuserschluchten angenehm schattig und windig ist, und dass nur noch ein paar windungen vor mir liegen, die ich sicher auch noch überstehen werde. Die trommler, ob afrikanisch oder südamerikanisch, helfen mir dabei wunderbar  über die km zu kommen. Und dann schiebt sich der messeturm ins blickfeld, der mann mit dem hammer, der eingang zur festhalle. Und da ist sie, die gudd stubb , mit den roten teppich, der lauten musik und dem  festlichen empfang. 3:37 – nicht gut, aber auch nicht schlecht, bei dem geringen trainings pensum. Der empfang ist ist so heftig, das mir die luft weg bleibt. Raus hier, aber schnell. Doch erst gehts ein paar treppenstufen hinunter _ tolle idee! Auch draussen stapeln sich schon die finisher, die sich in goldenes plastik hüllen. Es wird immer enger und unübersichtlicher, ich muss raus, rüber über die absperrung, weg von all den leuten. Mein kreislauf schlägt kabriolen und ich bin froh Kerstin zu entdecken, mit wasser, handtuch und grosser fürsorge.


Gleich in den bus, ins parkhaus (9€ Missbilligen) , auf die Autobahn und nach hause, wo ich eine stunde später schon in der heissen badewanne liege. Da kommt schon mal die frage auf warum man sonst immer in der weltgeschichte rum reist und viel zeit und geld investiert nur um 42,2 km zu laufen. Schliesslich gibt es doch direkt vor der haustür einen top ebenen, schnellen und bestens organisierten marathon. Aber wer will schon jeden tag lebberworscht uffs brot. Fürs nächste marathon jahr ist jedenfalls wieder reisen angedacht: Süddeutschland im frühjahr und Norditalien im herbst ...

 
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