ulrich berghäuser

Downhill & Marathon

  • Schrift vergrößern
  • Standard Schriftgröße
  • Schriftgröße verkleinern
:home / marathon / berichte / bericht 35. marathon Valencia 15. November 2015

bericht 35. marathon Valencia 15. November 2015

No es lo mismo Corre  -  Er ist nicht wie jeder lauf !

So steht es auf dem grass roten funtionsshirt das nun neben vielen anderen im schrank liegt und für den Valencia Marathon wirbt.

Es gibt in Valencia kein Olympia Stadion, es gibt keine Seilbahn und es gibt keinen Gaudi, der mit seiner ureigenen architektur die touristen zu verzaubern und anzuziehen weiss. Aber seit dem 15.November 2015 ist Valencia endgültig zu der stadt der läufer aufgestiegen. Die schnellste, je in Spanien gelaufen zeit , 2:06.13 von Kenyan John Mwangangi wird dem  „Trinidad  Alfonso Valencia Marathon“, wie er offiziell heisst, weiteren aufwind geben.

Dabei gibt es dieses rennen schon seit 35 Jahren. Aber erst in den letzten jahren, nach dem wechsel von Februar auf mitte November, hat sich die teilnehmerzahl explosionsartig entwickelt. Mit 14065 finishern braucht er sich nicht hinter dem, anfang März ausgetragenen, konkurrenten und quasi nachbarn Barcelona (15387 finishern in 2015) zu verstecken.

Absolut sehenswert sind beide städte ohnehin und das wetter, das in Valencia im winterhalbjahr herrscht, ist eh senstationell. So waren purer sonnenschein bei 21°C vorhergesagt. Adios graues herbst Deutschland, ab in den billigflieger und dem süden entgegen.

 

 

 

 

 



Eine nette, preiswerte ferienwohnung war bereits im vorfeld gebucht und gut per metro erreichbar. Der erst tag - Donnerstag und anreisetag -  galt einer altstadt besichtigung, wobei von der echten altstadt nicht mehr viel zu sehen ist. Nach der rückeroberung aus 500 jähriger moslemischer herrschafft im Jahre 1236 wurde die stadt komplett zerstört. Zu radikal war das vorgehen der christlichen eroberer nach der reconquista. Alle spuren des verhassten Islam sollten getilgt und dessen steinerne symbole dem erdboden gleichgemacht werden. Keine spur sollte bleiben! Na hopla, das kommt mir doch bekannt vor aus den aktuellen nachrichten - aber mit anderen vorzeichen.



Auch von der mittelalterlichen altstadt ist nicht mehr allzuviel erhalten. Wurde doch die stadtmauer komplett abgerissen und zu einer grossen ringstrasse gemacht. Nur zwei mächtig stadttore sind noch erhalten und lassen erahnen welch massive befestigungsmauern es hier einst gab. Vor allem im Kathedralenviertel gibt es noch sehenswerte bauten die von dieser zeit zeugen. Hierhin wurde übrigens auch die jugendstiel Markthalle gepflanzt - eine pflicht für jede stadtbesichtigung. Die meistem Cervezerias, Tapas Bars und Restaurants befinden sich ebenfalls in diesem bereich, und so kamen wir zur besten Paellia der welt, auf einem kleinen platz serviert, mit mindestens 20 minuten wartezeit - denn solange braucht eine frisch zubereitete valencianische reispfanne – das orginal.



Vom beginnenden Industiezeitalter geprägt ist aber der grossteil der stadt. Das Post und Telegrafenamt oder der Bahnhof sind gebäude in denen sich der stil der modernisme nach katalanischer art offenbart, welcher eine unglaublich gestalterische vielfalt vervorbrachte.



Am  Freitag war dann der Rio Turia dran. Wer hier einen fluss sucht liegt falsch. Seit 1960 gibt es hier keine reissendes fluten mehr - sie wurden in den süden umgeleitet nachdem es wiederholt schwere hochwasserverwüstungen in der stadt gab. Zum glück fehlte das geld hier eine stadtautobahn zu installieren. Statt dessen entstand ein wunderbarer park mit sport und freizeiteinrichtungen. Eine grüne lunge, gequert von unzähligen mittelalterlichen brücken die einst dem strom trotzten. Am besten erkundet man den ex fluss per fahrrad welche es an mehrenen  stationen zu leihen gibt. Verbinden lässt sich diese schöne tour mit einem besuch des hafenviertels und letztendlich mit der abholung der startunterlagen in der "Stadt der Künste und Wissenschafften".



Diese stätte des strahlenden weiss und der spektakurären formen entstand von 1990-2008. In dieser blütezeit des modernen Valencia wurde  auch der neue hafen für den America's Cup und die Formel 1 rennstrecke erbaut.



Die anmeldung verlief in absolut relaxter atmosphäre. Ok, es war erst Freitag und der ansturm wird sicher erst am Samstag erfolgen. Doch das gelände ist weitläufig, und alles ist gut ausgeschildert. Und die anlage lädt eh zur ruhe, betrachten und geniessen ein. Wasserspiele, weisse kacheln in gleissender sonne, atemberaubende formen . Schön und liebevoll auch die extra für den marathon angefertigten absperrgitter für die strecke und der quarder mit den namen aller läufer - viel spass beim suchen.



Was aber machen am ruhetag vor dem lauf. Da bot sich eine sicher schöne organisierte tour zum nahen weinbaugebiet Utiel-Requena  in den bergen unweit der stadt an. Bustour, weinprobe, kellerbesichtigung, traditionelles essen inclusive. Aber leider verpeilt. Zwei tage zuvor muss gebucht sein – aahhrr schade. So blieb uns nur die touristen tour in das naturschutzgebiet Albufera mit bootsfahrt durch schilf und brackigem wasser.  Unbeantwortet bleibt die frage warum mit knatternden motoren gefahren wird und nicht mit elektro booten.



Dann standen wir vor dem ersten problem. Es gibt hunderte tapas bars mit allen snacks die das herz begehrt. Wo aber nudeln oder reis satt essen wo doch alle restaurants geschlossen haben und erst in der nacht wieder öffnen, wo wir längst im bett liegen wollten. Letztendlich kochten wir dann in unserer ferienwohnung ein tolles läufer menü. Diese herausforderung betrifft übrigensalle läufer, da die paellia party schon am mittag stattfindet. Problem nummer zwei bahnte sich dann beim blick auf den fahrplan der metro an. Vor 8:00 geht kein zug und die busse fahren ab 8:00 nicht mehr wegen der gesperrten strassen. Also musste ein taxi her. Aber mit englisch allein keine chance. So musste unser vermieterin ran und helfen. Am nächsten morgen um 7:00 stand dann tatsächlich ein taxi vor der tür.



So waren wir schon um 7:30 bei beginnender morgendämmerung auf dem futuristischen startgelände Ein fantastischer sonnenaufgang hinter der neuen veranstaltungshalle ‚Agora‘ und der  brücke  ‚Pont des l'Assut de l'Or‘ die mit ihren 150 metern höhe zig km weit geortet werden kann.
So langsam füllte sich das areal ohne je voll zu sein. Nach der abgabe des kleiderbeutels in der autogarage dann einchecken in den orangen block. Die zielzeit 3:30 bis 4:00 startet 6 minuten später als die schnellen läufer, die es hier scheinbar überwiegend gibt. Interessanter weise stehen hier auch die zeitläufer für 4:30 und 5:00. Eigentlich sollten die im weissen block ( > 4:00Std) stehen – wie sollen die läufer sie sonst auffinden ?



Der start selbst dann ohne jede musik oder laola welle. Das war wohl den terroranschlägen von Paris geschulded. So gingen dann über 16000 marathonis  und,mehr als 8000 zehnkilometer läufer auf der paralellspur über die startline und auf die brücke über den imaginären fluss. Spektakurär!!!



Dann geht es in den osten der stadt. Wie ein schachbrett breiten sich die riesigen  bis zu sechs spuren breite avenues aus. Unmengen an zuschauern säumen die strassen - aber wo sind die km schilder ? Bis km 5 konnte ich keines erspähen. Sie stehen lediglich rechts und auf dem boden. Somit sind sie meist vom publikum, das in mehreren reihen steht und aus 6 nur 2 spuren macht, verdeckt . Nur alle 5km gibt es deutliche schilder in 3m höhe angebracht. Dort auch zeitmessung und anschiessend selbstverpflegung und dann wasser in kleinen flaschen. Absolut perfekt! Greifen, weiterlaufen, irgendwann trinken und abkühlen. Es soll ja immer noch marathons mit versorgungsstellen geben die plastikbecher anbieten. Schaut her. So geht’s!



Gut die hälfte der strecke wird nun auf diesen breiten aleen gelaufen. Oft auch im gegenverkehr, aber immer  ohne auto verkehr. Nur einmal läuft man durch die altstadt, immer aber auf breiter strasse und ohne pflaster sondern geteert. All das für die beste geschwindigkeit. Ganz, ganz leicht bergauf geht es dann in den westen um anschliessend wieder zum Ring um die altstadt zurück zukehren. Dort gilt es dannmeine liebste zu verabschieden, die mit der Metro zum flughafen muss. Die restlichen 3 km vergehnen dann wie im flug. Abbiegen in die  sience fiction stadt und einbiegen auf das blaue band in mitten der blauen wasserlandschaft. Geschafft! Geschafft!!



Auch hier kein gedränge. Stattdessen Wasser, verpflegungbeutel, mandarienen, isolierdecken und eiskaltes Amstel Radler. Wenn mir dann noch eine nette dame die medaille persönlich umgehängt hätte statt sie mir in plastik eingeschweisst in die hand zu drücken – es wäre der absolut perfekte zieleinlauf.



Ein paar schöne fotos vom zielbereich dann ab ins parkhaus den klamottenbeutel holen und raus in die mittagssonne. War scheinbar nicht für alle so easy, denn viele fragten mich nach dem weg zu den kleiderbeuten.



Ich aber setzte mich in den bus der linie 25 zum strand El Sager. Im beach restaurant  kaltes bier und dann ins 20°C warme mittelmeer. Die sonne lacht und ich auch. Nicht wie jeder lauf – nein ganz besonders   –  der lauf in Valencia!



Etwas entäuscht war ich dann von den ergebnislisten. Alles in spanisch und ein wilder mix aus diversen brutto und netto zeiten. Das ranking geht zum beispiel nach brutto ergebnis. Bei 11 minuten vom ersten startschuss bis zum tatsächlichen überlaufen der startlinie ist das natürlich unsinn. Intersessant an den ergebnissen auch das sehr wenig frauen am start waren (nur ca 12%) und nur wenige ausländer ( darunter 143 deutsche). Dafür fällt der speed der Spanier ins auge. Mit 3:55 bin ich nicht mal in die erste hälfte des klassements gerutscht – für deutsche rennen eher ungewöhnlich.

Alles zusammen genommen hat der Valencia Marathon das potential ganz oben in Europa zu landen. Sowohl die zeiten als auch die teilnehmerzahlen haben sich explosionsartig entwickelt. Und spass macht die stadt ohnehin. Wer also einen aufregenden und schnellen ort für seine nächsten 42,2km sucht: Valencia is the place!

Ofizielle homepage: http://www.valenciaciudaddelrunning.com

Zum nachlesen mit vielen details und fotos:
2010: http://www.laufreport.de/reisen/archiv/valencia/valencia.htm
2015: http://www.laufreport.de/archiv/1115/valencia/valencia.htm

 
:home / marathon / berichte / bericht 35. marathon Valencia 15. November 2015